Vielleicht kennen Sie das: Bevor Sie vor Publikum sprechen, sind Sie nervös, schauen in die Gesichter und denken: "Hoffentlich kommt mein Vortrag gut an!" Warum eigentlich dieser Stress? Das Thema, für das Sie so „brennen“, haben sie doch noch gestern Abend mit Freude und Leichtigkeit ihrem besten Freund präsentiert. Wenn wir vor einem Vortrag aufgeregt sind, ist das völlig normal. Wir benötigen diesen Adrenalinschub, um einen klaren und konzentrierten Start hinlegen zu können. Hätte ein Schauspieler kein natürliches Lampenfieber mehr, würde er seine Rolle nicht mehr so gut spielen können.
Redner, die sich in diesen typischen ersten fünf Minuten jedoch nicht mit sich selbst und ihrem Publikum verbinden, haben es in ihrem Vortrag schwer: Entweder Sie lassen sich von den mürrischen Gesichtern (die es fast in jedem Publikum gibt) ablenken und stolpern so durch ihre Präsentation oder sie sind in ihrem Inhalt so gefangen, dass sie diesen nur noch selbstbezogen „runterbeten“ und somit jeglichen Kontakt zu den Zuhörern verlieren.
Ich möchte es Ihnen an einem Klientenbeispiel aufzeigen: Ein Mann, Anfang 30, stand vor mir und präsentierte. Er war die ganze Zeit über mit langen Schachtelsätzen unterwegs und versuchte sich besonders „hochgestochen“ auszudrücken. In der anschließenden Reflexion meinte er, dass ihn diese Art von Präsentation sehr anstrengt, er wisse jedoch nicht warum. Der Mann hatte eine sehr sympathische und angenehme Art, wenn er über seinen Vortrag sprach. Im Vortrag selbst, war er jedoch jemand ganz anderes. Und genau das machte ihm zu schaffen. Der 30-Jährige wechselte vor kurzem von einem mittelständischen Unternehmen zu einem internationalen Konzern. Er war der Meinung, dass er sich hier eben so präsentieren müsse. Das Problem war nur, dass er durch diese Art des Sprechens den Kontakt zu sich selbst und zum Publikum verlor.
Ich lud meinen Klienten dazu ein, das Thema seines Vortrags einem guten Freund zu erzählen. Es dauerte einen Moment, bis er sich auf diese Vorstellungshilfe einlassen konnte. Doch dann kam ein ganz anderer Vortrag zum Vorschein: Der 30-Jährige sprach mit einfachen, kurzen Sätzen und wirkte sehr präsent. Er selbst nahm diesen enormen Unterschied auch wahr.
Seine künftigen Präsentationen führte der Mann entspannter durch. Im weiteren Coachingverlauf konnte er sich viel besser auf sein Stimmvolumen und seine Körperwahrnehmung fokussieren. Die sprachliche Ebene belastete ihn nicht mehr.
Nehmen Sie zu Beginn eines Vortrags eine wohlwollende Haltung ein. Die Personen, die vor Ihnen sitzen, wollen etwas erfahren: Über Sie oder über Ihr Thema. Sehen Sie ihr Publikum als Freund und nicht als Feind. Der Kontaktaufbau (Blickkontakt und Zuwendung) wird Ihnen dadurch deutlich leichter fallen. Aus einer interessierten, wohlwollenden Haltung heraus, werden Sie automatisch auch ins Spüren gehen und so beispielsweise Ihren Stand oder Ihre Atmung wahrnehmen. Dadurch verbessert sich Ihre Präsenz. Gestalten Sie - wenn möglich - Ihren Vortrag interaktiv: Stellen Sie Fragen, haken Sie nach, wenn Sie den Eindruck haben, dass Ihre Ausführungen gerade nicht verstanden werden oder bauen Sie eine kleine Übung in Ihre Präsentation ein. Solche Elemente entspannen nicht nur Sie, sondern auch Ihr Publikum.
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