Ihr Klang verrät das Alter, den Charakter und das Wohlbefinden eines Menschen. Die Stimme zeigt, wie selbstsicher ein Mensch ist oder auch nicht. Aus der Stimme können wir mehr heraushören, als uns bewusst ist und weniger in ihr verbergen, als uns recht ist. In diesem Blogartikel möchte ich Ihnen aufzeigen, welch mächtiges Instrument Sie in sich tragen. Sie erfahren auch, ob wir lieber einer hohen oder tiefen Stimme zuhören und ihr Vertrauen schenken.
Beginnen wir doch einmal mit dem Punkt, an dem unsere akustische Visitenkarte entsteht: Dem Kehlkopf. In diesem liegen die Stimmlippen. Durch Muskeln und sogenannte Stellknorpel werden sie entweder eng aneinandergelegt oder aber geöffnet. Unsere Atemluft kann ungehindert zwischen ihnen hindurchströmen. Wenn wir aber sprechen möchten, schieben sich die Stimmlippen der Atemluft in den Weg und werden so in Schwingung versetzt. Das Besondere: Mehr als hundertmal pro Sekunde öffnen und schliessen sie sich dann, bringen die Luft dadurch in Vibration, sodass ein Laut zu hören ist. Mund, Nase und Rachen dienen als Resonanzkörper. Dieser ist für dien Klang unserer Stimme verantwortlich.
Stellen Sie sich folgende Situation vor: In einem Unternehmen hat der Geschäftsführer zu einer wichtigen Teambesprechung eingeladen. Es geht um die Neuausrichtung der Firma. Jetzt steht der Mann also vor seinen Mitarbeitern und beginnt zu sprechen. Seine Stimme klingt angespannt und gepresst, zudem spricht er ohne Punkt und Komma. Am Ende seiner Ansprache ist es ganz egal, was dieser Mensch gesagt hat: Seine Zuhörer bleiben mit einem unangenehmen Gefühl zurück. Psychorespiratorischer Effekt heißt dieses Phänomen, wenn wir die Sprechweise eines Menschen innerlich nachvollziehen. Wer mit klarer und ruhiger Stimme spricht, besänftigt seine Zuhörer. Wer mit lauter und gedrückter Stimme spricht, schüchtert sie eher ein.
Weitere Beispiele, die dieses Phänomen verdeutlichen:
Hat eine tiefe Stimme tatsächlich so viel Macht für Beruf und Karriere?
Das wollten Wissenschaftler an der Florida Atlantic University wissen und machten folgenden Test: Sie ließen mehrere Frauen und Männer folgenden Satz in ein Mikrofon sprechen: „Ich fordere Sie auf, mich zu wählen.“ Die Aufnahmen wurden anschließend technisch verändert – und zwar in eine höhere und tiefere Stimmlage. Dann wurden diese beiden Versionen rund 800 Probanden vorgespielt. Das verblüffende Ergebnis: Die Zuhörer – unabhängig ob weiblich oder männlich – entschieden sich jeweils für die tiefen Stimmen. Auch andere, zahlreiche Studien zeigen: Tiefe Stimmen gelten als vertrauenswürdig, durchsetzungsfähig und kompetent.
Das hängt mit den Stimmlippen zusammen: Diese sind bei Frauen kürzer und dünner und schwingen daher auch schneller, als die von Männern. Und je schneller die Schwingung, umso höher der Ton. Dennoch können Frauen ihre Stimme trainieren, damit sie wenigstens in angespannten Sprechsituationen (in denen die Stimme bei beiden Geschlechtern nach oben „abdriftet“) auf ihrer natürlichen Sprechstimmlage bleiben. In dieser kann jeder ohne Mühe über längere Zeit sprechen. Die Stimme klingt in dieser Lage entspannt und resonanzreich. Durch ein entspanntes „Mmh….mmh“ landet man automatisch auf seiner natürlichen Sprechstimmlage.
Ein Musikinstrument wird regelmäßig gestimmt. Dasselbe sollte auch für unsere Stimme gelten. Am besten ist es, wenn wir tagsüber viel trinken. Am besten stilles Wasser oder Kräutertee. Kaffee, schwarzer und grüner Tee trocknen die Schleimhäute auf unseren Stimmlippen aus. Milch legt zwar einen schützenden Film über sie, unsere Stimme klingt dann aber belegt. Bonbons lutschen hilft immer – denn so werden die Schleimheute schön feucht gehalten. Kräuterbonbons – wie beispielsweise ipalat Halspastillen – eignen sich besonders gut, „scharfe“ Bonbons mit Menthol eher nicht, da auch sie die Schleimhäute austrocknen. Wenn Sie die Zwerchfellatmung praktizieren, dann wirkt das nicht nur entspannend, sondern lässt auch Ihre Stimme voller klingen. Auch ein tägliches „Stimm-Workout“ ist empfehlenswert.
Unsere Stimme ist das wichtigste Kommunikationsmittel zwischen uns Menschen. Unsere akustische Visitenkarte verrät auch unseren Charakter. Das hat der Sprechwirkungsforscher Prof. Walter Sendlmeier herausgefunden. Danach sprechen aufgeschlossene Menschen schneller, lauter und melodischer als zurückhaltende. Entspannte Menschen sprechen tiefer und ruhig, gestresste eher höher und gehetzt.
Wenn uns etwas emotional bewegt, dann kann man es in unserer Stimme hören: Sind wir zornig oder fröhlich, sprechen wir mit einer modulierten Stimme. Angst oder Trauer dagegen lässt unsere Stimme monoton erklingen. Wenn wir körperlich angespannt sind – ganz gleich ob aus Angst oder Freude – klingt unsere Stimme erhöht, gedrückt bzw. gepresst. In diesem Fall weichen wir stark von unserer natürlichen Stimmlage ab. Auf Dauer ist dieses Sprechen nicht nur für uns selbst anstrengend, sondern auch für unsere Zuhörer.
Ein Mensch, der an seiner Stimme arbeitet, stärkt nicht nur seinen Sprechausdruck, seine „innere Haltung“ und Persönlichkeit: Er entwickelt auch eine besondere Achtsamkeit, die sich aufs Leben generell übertragen lässt. Durch diese Bewusstseins- und Wahrnehmungsschulung erreicht er ein lohnenswertes Ziel: Künftig kann er seine Stimme in jeder Sprechsituation bewusst einsetzen, steuern und lenken. Und auch in aufreibenden Gesprächen bleibt er auf seiner natürlichen Sprechstimmlage und kommt so ruhig und souverän bei seinem Gegenüber an. In meinem STIMMIGKEITS-SYSTEM geht es weit mehr als nur um das Thema "Stimme". Warum, erfahren Sie in diesem Blog-Artikel.
Was denkst du?